BUND Landesverband
Baden-Württemberg

Super-Gau im AKW Tschernobyl

Am 26. April 1986 zerstörte eine Explosion in Block 4 das Atomkraftwerk Tschernobyl. Die freigesetzte Radioaktivität verteilte sich über Europa. Auch Jahrzehnte später ist die Region um das AKW unbewohnbar und in vielen Gegenden in Europa, darunter auch in Baden-Württemberg, sind zum Beispiel Wildschweine oder Waldpilze noch heute radioaktiv belastet.

Das Atomkraftwerk Tschernobyl in der Ukraine. Heute umhüllt ein riesiger Beton-Sakrophag das AKW Tschernobyl. Inzwischen ist er marode.  (Nick Moulds / fotolia.com)

Die Strahlungswerte am AKW-Standort Tschernobyl und in der Sperrzone 30 Kilometer um das Kraftwerk sind nach wie vor hoch. Der Sarkophag, mit dem der Reaktor und die hochradioaktiven Stoffe abgedeckt wurden, ist inzwischen marode. Deshalb wurde ein neuer Stahlsarkophag gebaut und über die Anlage gestülpt. Die neue, mehr als 36.000 Tonnen schwere, 108 Meter hohe sowie 162 Meter lange Schutzhülle soll die Radioaktivität für die nächsten 100 Jahre abschirmen.  Doch das ist nur bedingt möglich, die Kontamination wird noch viele Jahrtausende anhalten.

Was geschah bei der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl?

Am 26. April 1986 explodierte Block 4 des ukrainischen Atomkraftwerks Tschernobyl. Eine radioaktive Wolke breitete sich über Europa aus. Nach Angaben des Umweltinstituts München wurde um den Reaktor herum eine gigantische Fläche von rund 40.000 Quadratkilometer in kurzer Zeit so stark radioaktiv verseucht, dass sie auf viele Jahrzehnte hin unbewohnbar und landwirtschaftlich unbenutzbar bleibt.

Von den für Sicherungs- und Aufräumarbeiten eingesetzten 800.000 Hilfskräften sind nach Angaben der IPPNW (Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges) bis heute rund 50.000 Menschen an den Strahlenfolgen gestorben. Allein für die nahe gelegene weißrussische Region Gomel berechnete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) rund 100.000 Fälle von Schilddrüsenkrebs in den Folgejahren. Doch die Gesundheitsfolgen beschränken sich nicht auf Osteuropa: Besonders in Süddeutschland trat durch die Aufnahme von radioaktivem Jod ebenfalls gehäuft Schilddrüsenkrebs auf. Bis heute wirkt die Reaktorkatastrophe auch in Deutschland nach: Bestimmte Pilze und Wildarten insbesondere in Süddeutschland dürfen aufgrund der hohen Strahlenbelastung immer noch nicht verkauft werden und sind nicht zum Verzehr geeignet.

Oleksandra Zaika, Expertin für Energiepolitik der ukrainischen BUND-Partnerorganisation Ecoaction, appellierte 2021 zum 35. Jahrestag von Fukushima: „Trotz der schrecklichen Folgen von Atomkatastrophen haben die ukrainischen Behörden ihre Lektion nicht gelernt. Heute spricht die ukrainische Regierung erneut über die Notwendigkeit, neue Atomreaktoren zu bauen. Wir mahnen die Welt, die Lektion aus Tschernobyl zu lernen und die Fehler ukrainischer Politiker nicht zu wiederholen. Gebt die Entwicklung schmutziger, teurer und gefährlicher Kernenergie auf und setzt stattdessen auf erneuerbare Energiequellen und Energieeffizienz!“

Tschernobyl und Fukushima

25 Jahre später erschütterte eine Katastrophe Japan und die Welt. Bei einem  sogenannten "Katastrophalen Unfall" kam es im Atomkraftwerk Fukushima zu mehreren Kernschmelzen. Die gesetzlichen Grenzwerte für radioaktives Jod und Cäsium wurden im Meerwasser vorübergehend um das 50.000- bis 200.000-Fache überschritten.

Die Reaktorunfälle in Tschernobyl und Fukushima zeigen, wie unbeherrschbar und gefährlich Atomkraft ist. Atomanlagen gehören abgeschaltet

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