BUND Landesverband
Baden-Württemberg

Zwei Drittel der vom BUND getesteten Weihnachtsbäume waren mit Pestiziden belastet

16. Dezember 2020 | Artenschutz (BW), Biotopverbund (BW), Flüsse und Gewässer (BW), Landwirtschaft, Naturschutzpolitik (BW), Schmetterlingsland (BW), Streuobst (BW)

Auch stark bienengefährliche Mittel wurden nachgewiesen.

Eine Infografik mit Tannenbäumen und gefundenen Giften beim BUND-Weihnachtsbaum-Test. Bei der BUND-Untersuchung wurden insgesamt wurden neun Wirkstoffe nachgewiesen, von denen sieben zu den gefährlichsten zählen, die derzeit in der EU eingesetzt werden.  (BUND BV)

Der BUND hat Weihnachtsbäume von einem unabhängigen Labor auf Rückstände von knapp 140 Pestiziden untersuchen lassen. Auch in Baden-Württemberg wurden Bäume getestet. Bei 14 von bundesweit 23 getesteten Bäumen wurde das Labor fündig. Insgesamt wurden neun verschiedene Wirkstoffe nachgewiesen, von denen sieben zu den gefährlichsten zählen, die derzeit in der EU eingesetzt werden.

„Einsatz von Herbizide, Insektizide und Fungizide in großem Umfang auf Weihnachtsbaumplantagen“, so Christoph Schramm, Referent für Landwirtschaft und Wald beim BUND Baden-Württemberg. „Mehrfachbelastung. Pestizidcocktail. Gefahren für menschliche Gesundheit unbekannt.“ Mit sieben Funden sehr häufig wurde das Insektenbekämpfungsmittel Lambda-Cyhalothrin nachgewiesen, es gilt als das schädlichste zurzeit in der EU zugelassene Pestizid. Es schädigt unter anderem Nervenzellen und das Hormonsystem, ist hoch giftig für Bienen und Wasserlebewesen und reichert sich auch in anderen Lebewesen an. In zwei Weihnachtsbäumen wurde das umstrittene Totalherbizid Glyphosat nachgewiesen.

Skandalös ist die Tatsache, dass der BUND zwei Pestizide nachweisen konnte, die entweder in Deutschland (Chlorpyrifos) oder für den Weihnachtsbaumanbau (tau-Fluvalinat) keine Zulassung haben. Der BUND nimmt hier Kontakt mit den Händlern auf, um diese illegale Anwendung aufklären zu lassen.
Mehr als ein Viertel der getesteten Bäume war mit mindestens zwei Wirkstoffen belastet, drei Bäume enthielten sogar Rückstände von drei Pestiziden. „Nicht nur die Mehrfachbelastung, sondern auch besonders gefährliche Pestizide. Forderung von Verbot, nicht in heimischen Wohnzimmern“, so Schramm.

Der Einsatz von Pestiziden auf Plantagen ist vor allem ein Problem für die Artenvielfalt. „Vergiften Gewässer, töten Bienen und andere Insekten; Zerstörung von Lebensräumen. Vier der gefundenen Wirkstoffe sind hoch giftig für Bienen“, sagt Schramm. Leider versagt die deutsche Politik bei der Lösung dieses Problems auf ganzer Linie. Statt der Lippenbekenntnisse von Bundeslandwirtschaftsministerin Klöckner zum Schutz der Bienen sind endlich wirksame Verbote von bienengiftigen Wirkstoffen notwendig. Weiterhin fehlen konkrete Maßnahmen, um den Pestizideinsatz mindestens um 50 Prozent bis 2030 zu reduzieren, so wie es die EU-Kommission 2020 vorgeschlagen hat.

Über die Untersuchung

Die untersuchten Weihnachtsbäume stammten überwiegend von deutschen Plantagen und wurden stichprobenartig in Baumärkten, Gartencentern und im Straßenverkauf an 23 Verkaufsstellen in acht Bundesländern erworben.
Der BUND rät Verbraucher*innen dazu, zertifizierte Bio-Weihnachtsbäume zu kaufen, die garantiert frei von Schadstoffen sind, oder einen Baum aus heimischen FSC-zertifizierten Wäldern, die nicht mit Pestiziden behandelt werden. Auskunft über FSC-zertifizierte Forstbetriebe geben die Internetseiten des FSC Deutschland. Bio-Bäume erkennen Verbraucher*innen unter anderem am Siegel der Öko-Anbauverbände Bioland, Naturland oder Demeter.
 

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