Die Europäische Wildkatze ist in diesen Wochen schwer in Liebesdingen aktiv. Ihre Paarungszeit – die Ranz – ist zwischen Januar und April. Die Kuder gehen auf die Pirsch nach Weibchen und locken sie mit lang gezogenem Miauen. Um das passende Weibchen zu finden, erweitern sie sogar ihre Streifgebiete.
Damit es mit dem Nachwuchs klappt, müssen Kuder und Kätzin beide zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Denn Die Empfängnisbereitschaft der Kätzin dauert nur fünf bis sechs Tage an. Sie paaren sich vor allem nachts, auch wenn Wissenschaftler vereinzelt Wildkatzenpaarungen bei Tage beobachtet haben. Denn tagsüber leben die scheuen Tiere meist im Verborgenen.
Lockstock-Monitoring: BUND-Aktive nutzen das Paarungsverhalten
BUND-Aktive nutzen die Ranz, um Wildkatzen in einem bestimmten Gebiet nachzuweisen. Für das Lockstock-Monitoring stellen sie im Januar Holzpflöcke auf und sprühen sie mit Baldrian ein. Der Baldrian verlockt während der Paarungszeit die Tiere, sich am Holz zu reiben. So hinterlassen sie ihre Haare. Die Aktiven kontrollieren einmal pro Woche die Lockstöcke auf Haarproben und sammeln sie ein. Anhand von Genanalysen wird dann festgestellt, ob es sich bei den Funden um Wildkatzenhaare handelt. Der BUND Steinachtal und etwa 15 Aktive haben vergangenen Samstag (29.1.) ein Lockstock-Monitoring gestartet, um nachzuweisen, ob die Wildkatze in den Südlichen Odenwald zurückgekehrt ist.
Falls Sie mal ein junges Wildkätzchen im Wald entdecken....
Nach etwa zwei Monaten kommen zwischen April und Juni die Wildkatzen-Jungen zur Welt. Wenn die Sommer lang sind oder eine Kätzin einen Wurf verliert, kann es zu einem zweiten oder gar dritten Wurf im Sommer kommen. Meist besteht ein Wurf aus vier Kätzchen. Die Jungen werden von der Mutter in Holzpoltern, Baumhöhlen oder an anderen geeigneten Stellen im Wald vor Feinden versteckt, gesäugt und großgezogen.
Wildkatzen sind keine Hauskatzen! Auch wenn die getigerten jungen Wildkätzchen leicht mit entlaufenen Hauskatzen verwechselt werden können. Erst wenn sie älter werden verblasst die Fellzeichnung. Dann sind sie auch durch den buschigen Schwanz mit stumpfer, schwarzgeringelter Schwanzspitze und den Aalstrich entlang des Rückens, der an der Schwanzwurzel endet, als Wildkatze erkennbar.
Bitte nicht stören!
Spaziergänger können ganz beruhigt davon ausgehen, dass die Mutter gerade auf Jagd und bald wieder zurück sein wird. Hier ist Rückzug angesagt, ohne die Wildkätzchen zu stören! Wildkätzchen dürfen auf keinen Fall angefasst oder mitgenommen werden.
- Wenn Sie denken, eine Wildkatze gesichtet zu haben, melden Sie das der Forstlichen Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg (FVA). Die FVA benötigt Fotos von Rücken, Schwanz, Flanken und Gesicht des Tieres, um eine Einschätzung geben zu können
Über den BUND und sein Wildkatzen-Projekt: Mit seinem Projekt Rettungsnetz Wildkatze errichtet der BUND seit 2007 bundesweit mit vielen Ehrenamtlichen grüne Korridore aus Sträuchern und Bäumen zwischen den Wäldern. So entstehen Wege, die es der Wildkatze und vielen anderen Wildtieren ermöglichen, von A nach B zu wandern und in der offenen Landschaft Deckung zu finden. Barrieren wie Straßen müssen mit Querungshilfen (beispielsweise Grünbrücken) überwindbar gemacht werden, sodass Wildkatzen und andere Wildtiere dort nicht mehr zu Tode kommen.
Im Juni 2016 wurde der erste BUND-Wildkatzenkorridor in Baden-Württemberg zwischen Herrenberg und Nufringen eingeweiht. Der Startschuss zur Errichtung des zweiten Korridors in unserem Bundesland folgte im März 2018 im Landkreis Ludwigsburg. Dabei arbeitet der BUND mit der Forstverwaltung und dem Landschaftserhaltungsverband im Kreis Ludwigsburg zusammen. Das BUND-Ziel in Baden-Württemberg ist es, dass die Wildtiere künftig sicher vom Nordschwarzwald zum Schönbuch bis hin zum Schwäbisch-Fränkischen Wald hin und her wandern können.
Weitere Infos:
Kontakt für Rückfragen:
- Lilith Stelzner, Naturschutzreferentin beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e.V., 0 711 620306-14, lilith.stelzner(at)bund.net