BUND Landesverband
Baden-Württemberg

Odenwald ist Wildkatzengebiet

13. Dezember 2022 | Artenschutz (BW), Lebensräume, Wildkatze, Wälder, Naturschutz, Naturschutzpolitik (BW), Biotopverbund (BW), BUND Baden-Württemberg (BW)

Projekt des BUND zeigt: Mindestens drei Wildkatzen sind im Rhein-Neckar-Kreis unterwegs.

Aufnahme einer Wildkatze an einem Lockstock bei Nacht durch eine Wildtierkamera. Durch Wildtierkameras konnten die Wildkatzen beim Besuch an den Lockstöcken aufgezeichnet werden. Hier markiert eines der beiden männlichen Tiere den Pflock.  (Edit Spielmann / BUND Steinachtal)

Durch ein so genanntes „Lockstock-Monitoring“ konnte der BUND Baden-Württemberg Wildkatzen im Odenwald in der Nähe von Eberbach nachweisen. Das ist eine gute Nachricht, die Hoffnung gibt! Die Ergebnisse sind wichtig für den Schutz der seltenen Europäischen Wildkatze, die auf der Roten Liste gefährdeter Arten steht.

Im ersten Quartal 2022 startete der BUND Baden-Württemberg gemeinsam mit Aktiven der Ortsgruppe Steinachtal ein groß angelegtes Projekt zum Nachweis von Europäischen Wildkatzen. In den vergangenen Jahren hatte es im Odenwald immer wieder Aufnahmen von Wildkameras und Sichtungen der scheuen Tiere gegeben. „Die Chancen standen also gut, dass dort wieder Wildkatzen heimisch geworden sind. Deshalb haben wir uns entschieden, das mit einem aufwendigen Monitoring mit Hilfe von Lockstöcken und genetischen Untersuchen eindeutig nachzuweisen“, erklärt Martin Bachhofer, Landesgeschäftsführer des BUND Baden-Württemberg.

Engagierte Ehrenamtliche sammelten Haarproben

In insgesamt zwei Gebieten von jeweils 100 Quadratkilometern hatten Ehrenamtliche dafür im Rhein-Neckar-Kreis und im Neckar-Odenwald-Kreis insgesamt 20 Lockstöcke aufgestellt. Die angerauhten Holzpflöcke wurden mit Baldrian präpariert. Während der Paarungszeit verleitet das die Wildkatzen dazu, sich daran zu reiben. Die Haare, die dabei an den Stöcken haften bleiben, hatten die Aktiven des BUND vor Ort im Zeitraum von Januar bis April wöchentlich eingesammelt. Durch Wildtierkameras an den Lockstöcken konnten zusätzlich Bilder und Videos der Tiere gemacht werden.

Mindestens drei Wildkatzen schleichen um Eberbach

Insgesamt 23 Haarproben hatten die fleißigen Helfer vor Ort gesammelt. Diese wurden zur Analyse an das Institut für Wildtiergenetik (Senckenberg-Institut Gelnhausen) geschickt. Das Ergebnis: Bei 13 Proben aus einem Gebiet im Rhein-Neckar-Kreis nördlich von Eberbach stammten die Haare von Wildkatzen. Anhand eines genetischen Markers konnten darunter mindestens drei verschiedene Tiere nachgewiesen werden. Drei Proben, die eindeutig Wildkatzen zugeordnet werden konnten, ließ der BUND mit einer Genotypisierung genauer untersuchen. „Damit können wir einzelne Tiere individuell identifizieren“, erklärt Andrea Lehning, Referentin für Wildkatzen und Wald beim BUND Baden-Württemberg. Sie stammen von zwei männlichen Wildkatzen, auch Kuder genannt. Einer von ihnen hatte innerhalb eines Monats zwei Proben an verschiedenen Lockstöcken hinterlassen. „Das spricht dafür, dass beide Stellen in seinem Revier liegen und es sich nicht um ein Tier handelt, das lediglich durchwandert“, erklärt Lehning. Die beiden Kuder haben jetzt eine persönliche Nummer, über die weitere Proben ihnen oder ihren Nachkommen zugeordnet werden können.

Auf Schutz achten

Ein weiteres Ergebnis: Keine der Proben stammte von Mischlingen aus Haus- und Wildkatzen. „Das ist eine gute Nachricht. Denn diese Hybride gefährden die Bestände der geschützten Wildkatze im Land, da sich der Genpool durchmischt. Dadurch gehen spezielle Anpassungen der Art an ihren Lebensraum verloren“, erklärt Andrea Lehning. „Der Aufwand hat sich gelohnt“, resümiert Martin Bachhofer. „Die Ergebnisse belegen, dass die Europäische Wildkatze sich auch im Odenwald wieder ausgebreitet hat. Das gilt es zu fördern und ihren Schutz und den Erhalt ihres Lebensraums etwa bei Planungen auf kommunaler Ebene im Auge zu behalten“, betont der Landesgeschäftsführer.

Hintergrund: Wildkatzen in Baden-Württemberg

Lange Zeit war die Europäische Wildkatze (Felis silvestris) im Land ausgestorben. Sie galt im 19. Jahrhundert als Nahrungskonkurrent des Menschen und wurde durch die Jagd nahezu ausgerottet. Bundesweit stehen die Wildtiere auf der Roten Liste gefährdeter Arten. Aber die Bestände nehmen in den letzten Jahren langsam wieder zu. Aktuell gibt es schätzungsweise 6.000 bis 8.000 Tiere in Deutschland. In Baden-Württemberg ist die Population in den letzten zehn Jahren von null auf immerhin eine niedrige dreistellige Zahl angewachsen. Zu Gesicht bekommt man die scheuen Katzen aber nur mit viel Glück, denn tagsüber leben sie im Verborgenen. Nur nachts verlässt die Wildkatze ihre Verstecke und begibt sich auf Beute- und von Januar bis April auch auf Partnersuche.

Kontakt für Rückfragen:

  • Dr. Andrea Lehning, Referentin für Wildkatze und Wald beim Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) Landesverband Baden-Württemberg e. V. , andrea.lehning(at)bund.net,  07144 884953

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