Stuttgart. Der BUND Baden-Württemberg ist entsetzt über die jüngsten Aussagen von Landwirtschaftsminister Peter Hauk. „Naturschutzvorgaben dürfen nicht zum Sündenbock für Hochwasserschäden gemacht werden – Intakte Natur schützt uns sogar vor Hochwasser“, kritisiert Christoph Schramm, Waldreferent des BUND Baden-Württemberg. Die Behauptungen des Ministers, wonach Naturschutzmaßnahmen überdacht werden müssten, um Hochwasserschäden zu verhindern, sind nicht nur wissenschaftlich haltlos, sondern irreführend, betont Schramm.
1. Hochwasser und Naturschutz sind keine Gegensätze:
Minister Hauk stellt die Naturschutzvorgaben als Hindernis für den Hochwasserschutz dar. Dabei ist wissenschaftlich belegt, dass intakte Natur- und Artenschutzmaßnahmen langfristig Hochwasserschäden mindern können. Natürliche Überschwemmungsgebiete, Renaturierung von Flussläufen und Schutz von Feuchtgebieten tragen entscheidend zur Wasserregulation bei. Diese Maßnahmen bieten Retentionsräume, also Flächen die bei Starkregen sehr viel Wasser aufnehmen und dadurch flussabwärts die Hochwassergefahr verringern.
2. Biberdämme helfen Hochwasser abzuflachen:
Der Vorwurf, Biberdämme würden notwendigen Retentionsraum verringern, ist unhaltbar. Biberdämme schaffen vielmehr wichtige Rückhaltebecken, die Hochwasserspitzen abflachen und das Wasser langsam an die Umgebung abgeben. Der Biber ist ein natürlicher Wasserbauingenieur und trägt zur Stabilisierung der Flussökosysteme bei.
3. Bannwälder und Totholz verbessern Wasserrückhalt:
Die Idee, Bannwälder zu Schonwäldern zu machen, weil ausgeschwemmtes Totholz angeblich lebensgefährlich sei, verkennt die ökologische Bedeutung dieser Wälder. Bannwälder sind wichtige Refugien für die Artenvielfalt und tragen wesentlich zum Klimaschutz bei. Totholz ist ein unverzichtbarer Bestandteil des Waldes, der vielen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum bietet und den natürlichen Wasserrückhalt im Boden verbessert.
4. Naturschutzvorgaben als Sündenbock:
Naturschutzvorgaben als Hemmnis für das Reinigen und die Pflege von Bächen darzustellen, lenkt von den eigentlichen Ursachen ab. Überschwemmungen sind oft die Folge von Fehlentwicklungen in der Landnutzung, wie Flächenversiegelung, Intensivierung der Landwirtschaft und Begradigung von Flüssen. Anstatt den Naturschutz zu schwächen, sollten diese Fehlentwicklungen korrigiert und integrative Ansätze gefördert werden.
5. Anpassungsstrategien an den Klimawandel:
Angesichts der zunehmenden Wetterextreme ist es unerlässlich, Anpassungsstrategien zu entwickeln, die Natur- und Hochwasserschutz verbinden. Dazu gehören die Förderung naturnaher Landbewirtschaftung, der Schutz von Feuchtgebieten und Auen sowie die Wiederherstellung natürlicher Flussläufe. Eine Politik, die auf kurzfristige Lösungen setzt und den Naturschutz schwächt, wird langfristig mehr Schaden als Nutzen bringen.
Der BUND Baden-Württemberg fordert Minister Hauk und die Landesregierung auf, verantwortungsbewusste und wissenschaftlich fundierte Entscheidungen zu treffen, die sowohl dem Hochwasserschutz als auch dem Naturschutz dienen. „Es darf keine Denkverbote geben, jedoch müssen Lösungsvorschläge auf fundierten Erkenntnissen basieren und nicht auf wilden Behauptungen“, mahnt Christoph Schramm.
Weitere Informationen
- Webseite des BUND Baden-Württemberg zum Wald
- Webseite des BUND Baden-Württemberg zu Flüssen und Gewässern
- Webseite des BUND Baden-Württemberg zu Landwirtschaft
Kontakt für Rückfragen
- Christoph Schramm, Referent für Landwirtschaft und Wald des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg e.V., christoph.schramm(at)bund.net, 0711 620306-12