BUND Landesverband
Baden-Württemberg

Landwirtschaftliches Hauptfest: BUND eröffnet Ausstellung „Blühende Heuwiesen – Landwirtschaft für den Naturschutz“

19. September 2022 | Landwirtschaft, Artenschutz (BW), Naturoasen schützen (BW), Naturschutz, Naturschutzpolitik (BW), Wildbienen, Schmetterlingsland (BW), Schmetterlinge, Erfolge (BW)

Auf dem Landwirtschaftlichen Hauptfest in Stuttgart-Bad Cannstatt präsentiert der BUND vom 25. September bis 3. Oktober seine neue Ausstellung zum Lebensraum Heuwiesen und stellt das gleichnamige Projekt vor.

Artenreiche Wildblumenwiese Eine artenreiche Wildblumenwiese ermöglicht Lebensräume für Schmetterlinge, Wildbienen, Heuschrecken und andere Insekten.  (Dominic Hahn / BUND BW)

Stuttgart. Artenreiche Mähwiesen mit Kräutern und Blüten sind wichtiger denn je. Das neue BUND-Projekt zum Schutz der Biodiversität erarbeitet Wege, wie die Wiesen in Baden-Württemberg mithilfe der Landwirtschaft wieder artenreicher und bunter werden. Auf dem Landwirtschaftlichen Hauptfest in Stuttgart-Bad Cannstatt lädt der BUND zur Erkundung des faszinierenden Lebensraums in einer Ausstellung mit interaktiven Elementen vom 25. September bis 3. Oktober ein.

„Mit unserem neuen Projekt und der dazugehörigen Ausstellung wollen wir darauf aufmerksam machen, dass blühende Heuwiesen ein besonders wichtiger, aber gefährdeter Lebensraum in Baden-Württemberg sind“, erklärt Sylvia Pilarsky-Grosch, BUND-Landesvorsitzende. „Blumenbunte Mähwiesen bieten Lebensraum für bis zu 70 verschiedene Pflanzen und hunderte Arten von Schmetterlingen, Wildbienen und weiteren Tieren.“

Das Insektensterben und der zunehmende Bestandsrückgang vieler weiterer Pflanzen und Tiere machen deutlich, dass hier dringender Handlungs- und Aufklärungsbedarf besteht. „Artenreiche Wiesen sind wichtig für den Erhalt unserer Artenvielfalt. Entstanden sind diese Naturparadiese, die reich sind an Kräutern und Gräsern, durch naturverträgliche extensive Landwirtschaft. Daher ist es mir ein besonderes Anliegen, die landwirtschaftlichen Betriebe dabei zu unterstützen, diese traditionelle Bewirtschaftungsweise zum Wohle der Natur und der Kulturlandschaft auch künftig fortzusetzen“, betont die baden-württembergische Umweltministerin Thekla Walker.

Intensive Landwirtschaft und Flächenverbrauch als Bedrohung

Für den Verlust der blühenden Heuwiesen gibt es heute hauptsächlich zwei Ursachen. Zum einen ist dies die Intensivierung der Landwirtschaft und zum anderen der Flächenverbrauch durch Bebauung und Straßenverkehr. Beide Ursachen haben ihren Ursprung in unserer Gesellschaft. Der Erhalt artenreicher Mähwiesen ist nicht ohne die Landwirt*innen möglich. Doch damit sie weiterhin ihre Wiesen mit dem Ziel der Artenvielfalt bewirtschaften können, bedarf es ausreichender Fördersätze. 

Dialog mit Landwirt*innen

Viele Landwirt*innen leisten bereits jetzt einen entscheidenden Beitrag zum Erhalt der blühenden Heuwiesen, indem sie ihre Wiesen extensiv bewirtschaften. Der BUND möchte mit seinem Projekt und der neuen Wanderausstellung nicht nur über den Lebensraum Blühende Heuwiesen informieren, sondern auch Landwirt*innen für diese Art der Bewirtschaftung gewinnen und mit ihnen nach guten Wegen suchen. 

Auf dem Landwirtschaftlichen Hauptfest möchten die Umweltschützer*innen mit interessierten Besucher*innen diskutieren. Sie erwartet eine aufwändig illustrierte Ausstellung, die um multimediale und interaktive Inhalte ergänzt wird. Bei der Produktion der Ausstellung hat sich der BUND außerdem dem wichtigen Thema der Barrierefreiheit angenommen. Die Ausstellungstexte sind deshalb zusätzlich in Leichter Sprache erklärt. Weiterhin gibt es die Ausstellungsinhalte auch zum Nachhören. Besucher*innen entscheiden selbst, ob sie den Lebensraum Blühende Heuwiesen in Leichter Sprache, Standardsprache oder über vorgelesene Texte erkunden möchten.

„Wir wollen die Besucher*innen für den einzigartigen Lebensraum Wiese begeistern und aufzeigen, was jede*r für den Erhalt artenreicher Mähwiesen tun kann“, beschreibt Sylvia Pilarsky-Grosch. „Wir freuen uns auf zahlreiche Besucher*innen und ihre Fragen. Nicht nur die Klimakrise braucht sofortiges Handeln, sondern auch die Biodiversitätskrise.“


Hintergrund

zu den Mähwiesen:
Die ehemals sehr häufigen, artenreichen Mähwiesen stehen seit 1992 unter europäischem Schutz und sind dennoch bedroht. Die beiden Lebensräume Magere Flachland-Mähwiesen und Berg-Mähwiesen wurden auf Grund ihrer großen Bedeutung besonders für Insekten und Vögel in die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie aufgenommen und damit durch die EU-Kommission europaweit unter Schutz gestellt.

Baden-Württemberg besitzt besonders vielfältige, artenreiche und viele dieser Mähwiesen. Deshalb hat das Land zusammen mit Bayern europaweit eine besondere Verantwortung für den Erhalt dieser Lebensräume. Im Dezember 2021 hat die EU-Kommission Klage gegen Deutschland erhoben, da die Mähwiesen nicht ausreichend geschützt wurden und viele Flächen nach wie vor verloren gehen. Die Klage betrifft auch Baden-Württemberg. Schafft es Deutschland nicht, diese Lebensräume zu schützen, dann drohen hohe Strafzahlungen.

Allein in Baden-Württemberg sind seit 2006 etwa 6.700 Hektar artenreiche Mähwiesen verloren gegangen. Baden-Württemberg hätte in dieser Zeit allerdings nicht nur keine Flächen verlieren dürfen, sondern hätte laut FFH-Richtlinie zusätzliche 5.000 Hektar sichern und wiederherstellen müssen. Heute sind wir weit entfernt von einem guten Erhaltungszustand dieser Hotspots der Biodiversität.

zum BUND-Projekt:
Mit seinem neuen Projekt „Blühende Heuwiesen – Landwirtschaft für den Naturschutz“ möchte der BUND Baden-Württemberg über eine aktive landesweite Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit auf die Gefährdung und hohe ökologische Bedeutung artenreicher Wiesen aufmerksam machen und die Akzeptanz und Bereitschaft zur extensiven Bewirtschaftung artenreichen Grünlands steigern. Dieses Projekt soll den Weg ebnen, damit diese Wiesen im Land wieder artenreicher, bunter und vielfältiger werden. Das Projekt wird durch das Umweltministerium Baden-Württemberg gefördert und hat eine Laufzeit von einem Jahr.

Der BUND Baden-Württemberg sucht durch Fachdialoge mit Landwirt*innen, Naturschützer*innen, Kommunen, Landkreisen und der Landesregierung nach gemeinsamen Lösungen, um die artenreichen Heuwiesen zu erhalten. Es finden Vorträge und Podiumsdiskussionen statt. Eine Wanderausstellung macht Familien und Naturinteressierten den Lebensraum Wiese erfahrbar. Auch an Lehrer*innen und Erzieher*innen wendet sich der BUND mit Bildungsmaterialien und bildet darüber hinaus Streuobst- und Wildkräuter-Pädagog*innen sowie Schmetterlings-Guides zu Wiesen-Botschafter*innen weiter. 

Die Ausstellung in Kürze

  • Was: Wanderausstellung „Blühende Heuwiesen - Landwirtschaft für den Naturschutz“
  • Wo: 101. LWH, Canstatter Wasen (Messestand 5.134 (Halle 5))
  • Wann: 25.09. bis 03.10.2022, 9 bis 18 Uhr

Mehr Informationen

Kontakt für Rückfragen

  • Sylvia Pilarsky-Grosch, Landesvorsitzende des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND), Landesverband Baden-Württemberg, Sylvia.Pilarsky-Grosch(at)bund.net, 0172 / 83 44 294
  • Dominic Hahn, Projektkoordinator „Blühende Heuwiesen“, BUND Baden-Württemberg, dominic.hahn(at)bund.net, 0162 9677 444
     

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